BlackRock-Drecksarbeiter Friedrich Merz“ – Werner Rügemer über US-Finanzmacht und deutsche Politik

Interview: Éva Péli – 16. Oktober 2025

Im Krefelder Seidenweberhaus wurde 1980 der „Krefelder Appell“ gegen die damals von den USA geplante Aufstellung von Atomraketen in Deutschland gegen die UdSSR verkündet, der mit vier Millionen Unterschriften unterstützt wurde. Daran knüpft der „Berliner Appell“ an, der sich gegen die für 2026 wieder von den USA beschlossene Aufstellung von Atomraketen in Deutschland wendet. Das Bündnis „Vom Krefelder zum Berliner Appell“ lädt am 25. Oktober zu einer Veranstaltung in Krefeld mit Prominenten aus Kultur, Musik, Kirche, Theater, Kunst, Wissenschaft ein. Éva Péli sprach mit einem der Referenten, dem Philosophen und Publizisten Werner Rügemer.

Éva Péli: Herr Rügemer, Ihre Rede für die Veranstaltung „Vom Krefelder zum Berliner Appell“ hat den provokanten Titel „Breiter Widerstand gegen den BlackRock-Drecksarbeiter Friedrich Merz“. Warum ist die Verbindung der US-amerikanischen Investmentgesellschaft BlackRock mit der Politik der gegenwärtigen Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz so gefährlich, dass Sie diesen Widerstand fordern?

Werner Rügemer: Merz hat im Juni beim G7-Gipfel Israel gelobt, dass es im Nahen Osten die „Drecksarbeit für uns alle macht“, für den „freien Westen“, und zwar durch die Luftschläge gegen den Iran, bei denen Hunderte Zivilisten getötet wurden. Also die unkontrollierte Atommacht Israel, die über Atombomben verfügt, gegen den kontrollierten Iran, dessen Atombomben nur in der Phantasie der US- und der israelischen Regierung existieren: Das lobt Merz. Er kennt sich da aus. Er ist selbst ein Drecksarbeiter für diesen „freien Westen“.

Israel ist der Drecksarbeiter für die USA, um seit Jahrzehnten den gesamten Nahen Osten US-freundlich umzugestalten, völkerrechtswidrig, jetzt auch mit Völkermord. Das gilt nicht nur für die von US-Präsident Donald Trump geplante „Riviera des Nahen Ostens“ im Gaza und für Investitionen auch in der Westbank, sondern in „Groß-Israel“, auch in den Nachbarstaaten Israels, in den Golfstaaten – und die Liste ist noch nicht vollständig.

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Washington und Berlin treiben die NATO an den Rand eines direkten Kriegs gegen Russland

Von Johannes Stern – 16. Oktober 2025

Das für Freitag geplante Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj droht, die Welt an den Rand eines Atomkriegs zu bringen. Berichten zufolge bereiten die Vereinigten Staaten die Lieferung von Tomahawk-Marschflugkörpern an die Ukraine vor – weitreichende Präzisionswaffen mit einer Reichweite von bis zu 2.500 Kilometern, die Moskau und andere russische Großstädte erreichen können.

Trump bestätigte, dass Selenskyj ihn am Ende der Woche besuchen werde. „Er will Waffen. Er möchte Tomahawks“, erklärte der US-Präsident und fügte hinzu, er sei „enttäuscht“ von Russlands Präsident Wladimir Putin und wolle die Lieferung solcher Raketen „nicht ausschließen“.

Eine solche Entscheidung würde eine qualitative Eskalation des Kriegs bedeuten: Tomahawks erfordern direkte technische und operative Unterstützung durch US-Militärs – faktisch also eine Stationierung amerikanischen Personals in der Ukraine. Die Grenze zwischen „indirekter Unterstützung“ und direkter Kriegsführung würde aufgehoben. Was vorbereitet wird, ist nichts Geringeres als ein umfassender NATO-Luftkrieg gegen Russland.

Das in Washington ansässige Institute for the Study of War (ISW) schätzt, dass mindestens 1.655 militärische Einrichtungen in Russland, darunter 67 Luftwaffenstützpunkte, in Reichweite bestehender Tomahawk-Varianten mit einer Reichweite von 1.600 Kilometern liegen. Eine Version mit 2.500 Kilometern Reichweite könnte fast 2.000 russische Militärziele treffen, darunter 76 Luftwaffenbasen. „Die Ukraine könnte die russische Kampfkraft an der Front erheblich schwächen, indem sie mit Tomahawks logistische Knotenpunkte angreift“, erklärte ISW-Analyst George Barros.

Moskau hat unmissverständlich gewarnt, dass jeder ukrainische Angriff auf russisches Territorium mit solchen Waffen eine sofortige Vergeltung gegen militärische Ziele in NATO-Staaten nach sich ziehen werde. Kremlsprecher Dmitri Peskow bezeichnete eine solche Lieferung als „direkte Beteiligung am Konflikt“ und als „ernste Bedrohung der russischen Sicherheit“. Tomahawks könnten sowohl mit konventionellen als auch mit nuklearen Sprengköpfen bestückt werden, betonte er. Ihre Stationierung in der Ukraine würde die Welt an die Schwelle einer nuklearen Konfrontation bringen.]

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Braucht Xi Jinping ein Treffen mit Trump?

Von Andrej Kirillow (Übersetzung: Thomas Röper) – 16. Oktober 2025

Der Handelskrieg zwischen den USA und China ist wieder eskaliert und ein eigentlich geplantes Treffen der Präsidenten Trump und Xi Jingping beim APEC-Gipfel steht in Frage. Aber braucht der Xi das Treffen überhaupt, oder kann er den USA gegenüber Stärke zeigen und seine Forderungen auch so durchsetzen?

Bei der russischen Nachrichtenagentur TASS ist ein interessanter Artikel über den Stand des Handelskrieges zwischen den USA und China erschienen, den ich übersetzt habe. […]

Dem Drachen auf den Schwanz spucken: Braucht Xi Jinping ein Treffen mit Trump?

Andrej Kirillow darüber, wie China und die USA mit ihrem Handelskrieg klarkommen.

Der US-Präsident rüttelt weiter an der Chinesischen Mauer und provoziert den chinesischen Präsidenten Xi Jinping mit immer neuen unerwarteten Äußerungen und Drohungen. Diese wechseln sich wiederum im Kontrast mit vielversprechenden Versprechungen ab.

Es ist noch kein Monat vergangen, seit der US-Präsident nach einem Telefongespräch mit dem chinesischen Präsidenten sehr zuversichtlich versprochen hat, ihn auf dem Forum der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC) zu treffen und über das gesamte Spektrum der chinesisch-amerikanischen Beziehungen sowie über globale Probleme zu sprechen. Dabei ist natürlich zu bedenken, dass die Beziehungen zwischen China und den USA das größte Dilemma der Welt darstellen. Außerdem versprach Trump, China Anfang nächsten Jahres zu besuchen, mit der Aussicht auf einen Gegenbesuch von Xi Jinping in den USA.

Doch kaum hatten die Chinesen Maßnahmen zur Regulierung ihres Handels mit seltenen Erden angekündigt, erklärte Trump buchstäblich am nächsten Tag erneut, dass die USA ab dem 1. November oder sogar noch früher die Zölle auf Produkte aus China um 100 Prozent erhöhen und Exportkontrollmaßnahmen für Software einführen würden. Damit könnten die Gesamtzölle der USA auf Waren aus China 130 Prozent betragen, was faktisch eine Blockade des Handels mit chinesischen Waren in den USA bedeuten würde.

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Trump genehmigt CIA-Operationen in Venezuela

Von Günther Strauß – 16. Oktober 2025

Die Liqudierung von Nicolás Maduro steht offenbar ganz oben auf der Liste der CIA.

Zuerst berichtete darüber eine US-Zeitung, nun ist es offiziell: Nach einer Anordnung von Donald Trump darf der Auslandsgeheimdienst CIA Einsätze in Venezuela durchführen. Der US-Präsident wich dabei der Frage aus, ob dies eine Eliminierung von Nicolás Maduro impliziert. „Waffenstillstand“

US-Präsident Donald Trump hat bei einer Pressekonferenz am Mittwoch (Ortszeit) einen Medienbericht der Zeitung The New York Times bestätigt, wonach er dem US-Auslandsgeheimdienst CIA die Genehmigung erteilt haben soll, verdeckte Operationen in Venezuela durchzuführen. Details wollte der Republikaner zwar nicht preisgeben ‒ gegenüber den anwesenden Journalisten nannte er aber zwei Gründe für seine Entscheidung.

Erstens habe das südamerikanische Land seine Sträflinge massenhaft in die USA geschickt und somit „seine Gefängnisse geleert“. Dazu habe auch die einstige US-Politik der offenen Grenzen beigetragen. Diese Situation sei von vielen Ländern der Welt missbraucht worden, aber nie in dem Maße, wie es Venezuela getan habe, behauptete Trump.

Zweitens kämen viele Drogen aus Venezuela in die USA. Die Rauschmittel würden dabei oft auf dem Seeweg eingeschmuggelt, erklärte Trump und rechtfertigte die jüngsten tödlichen Attacken auf mutmaßliche venezolanische Drogenboote in der Karibik. Den Einwand, dass die US-Marine solche Boote festhalten und durchsuchen könnte, ließ der Republikaner nicht gelten.

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Polen und auch Italien wollen angebliche Nord-Stream-Attentäter nicht ausliefern

Von Thomas Röper – 16. Oktober 2025

Nachdem die polnische Regierung erklärt, den in Polen verhafteten angeblichen Nord-Stream-Attentäter nicht an Deutschland ausliefern zu wollen, hat auch ein italienisches Gericht die Auslieferung des dort verhafteten Verdächtigen an Deutschland abgelehnt. Warum?

Ich habe gerade erst berichtet, dass die polnische Regierung [die Auslieferung] de[s] dort aufgrund eines von Deutschland initiierten Haftbefehl[s] wegen der Sprengung der Nord Streams verhafteten Ukrainers ablehnt, aber pro forma hinzufügt, dass natürlich die Gerichte darüber entscheiden.

Wie die Entscheidung der Gerichte ausfallen dürfte, hat nun Italien gezeigt, wo ebenfalls ein verdächtiger Ukrainer aufgrund der deutschen Haftbefehle verhaftet wurde. Am Mittwoch hat Italiens oberstes Gericht die Auslieferung des mutmaßlichen Drahtziehers der Anschläge auf die Nord-Stream-Pipelines gestoppt.

Es stellt sich die Frage, was hier vertuscht werden soll, denn eigentlich sind solche Auslieferungen innerhalb der EU reine Formsachen, zumal es sich hier nicht um Staatsbürger Italiens oder Polens handelt. Hat man etwa Angst, dass die Verdächtigen vor einem deutschen Gericht aussagen könnten, dass die ganze „Andromeda-Geschichte“ nur ein Ablenkungsmanöver war, [um] von den eigentlich Schuldigen, den USA, abzulenken?

Das ist natürlich Spekulation, aber es wird immer offensichtlicher, dass die Verweigerung der Auslieferung dieser Ukrainer an Deutschland System hat. Und das kann nur bedeuten, dass jemand verhindern will, dass sie vor Gericht aussagen. Und welche anderen Gründe, als eine Vertuschung der wahren Hintergründe der Nord-Stream-Sprengungen, könnte es dafür geben?

Ich zeige noch einmal die Chronologie der letzten Ereignisse auf.

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Israel tötet in der ersten Phase von Trumps „Friedensplan“ erneut Palästinenser

Von Kevin Reed – 15. Oktober 2025

Nachdem letzte Woche ein „Waffenstillstand“ verkündet worden war, hat die israelische Armee am Montag und Dienstag sieben Palästinenser in Gaza getötet.

Quellen eines Krankenhauses bestätigten gegenüber Al Jazeera, dass israelische Scharfschützen am Dienstag fünf Personen im Stadtteil Shejaya in Gaza-Stadt erschossen haben. Angeblich hätten die Soldaten „eine Bedrohung neutralisiert“, als sich Palästinenser einer im Waffenstillstandsabkommen festgelegten „gelben Linie“ genähert hätten.

Laut mehreren Berichten ist die „gelbe Linie“ nicht die Grenze des Gazastreifens, sondern eine Linie, die innerhalb des Territoriums gezogen wurde. Sie erlaubt es Israel, weiterhin etwa die Hälfte von Gaza militärisch zu kontrollieren, und umfasst strategisch wichtige Gebiete wie den Philadelphi-Korridor, einen Großteil von Rafah und Teile von Chan Yunis und dem nördlichen Gazastreifen.

Gemäß dem Waffenstillstandsplan müssen sich die israelischen Streitkräfte in der ersten Phase des Plans auf die gelbe Linie zurückziehen. Das bedeutet, dass israelische Truppen nach der Freilassung der Geiseln hinter dieser gelben Linie positioniert werden und weiterhin wichtige Bevölkerungszentren und entscheidende Transitrouten kontrollieren.

Der Friedensplan sieht weitere Phasen vor, in denen sich die israelischen Truppen unter internationaler Aufsicht und nach der Bildung einer Übergangsregierung hinter eine „rote Linie“ zurückziehen würden. Das würde letztlich dazu führen, dass Israel die Kontrolle über eine Pufferzone entlang der Grenze zwischen Gaza und Israel behält.

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Kognitive Kriegsführung der NATO: „Wir stehen schon heute im Feuer“

Von Florian Rötzer – 15. Oktober 2025

Derzeit gibt es eine groß angelegte Kampagne im europäischen Teil der NATO, einen baldigen Angriff Russlands zu beschwörend vorherzusagen, um aufzurüsten, den Krieg in der Ukraine durch Waffenlieferungen fortzusetzen, einen Waffenstillstand zu verhindern, um Russland zu schwächen, und die USA wieder einzubinden. Nachdem wider Erwarten das russisch-belarussische Militärmanöver Zapad 2025 ohne irgendwelche Bedrohungen abgelaufen war, obschon Kriegsbefürworter vom letzten Sommer im Frieden gesprochen haben, wurden Luftraumverletzungen von vermeintlichen russischen Drohnen und russischen Kampfflugzeugen als Beweis für einen hybriden Krieg Russlands präsentiert, das demnächst einen Angriffskrieg vorbereiten soll. Jetzt, so wird erklärt, habe Russland die Phase 0 begonnen, die zum Krieg führen soll.

Man muss wiederholen, dass Russland wohl kaum die militärischen, finanziellen und gesellschaftlichen Kapazitäten hat, um neben dem Krieg in der Ukraine einen weiteren Krieg gegen einen weitaus mächtigeren, geografisch größeren und finanziell stärkeren Gegner als die Ukraine zu beginnen. Es hat sich gezeigt, dass die russischen Truppen in drei Jahren Krieg und mit großen Verlusten nur langsam über die Gebiete entlang der riesigen Front vorrücken können, die sie im ersten überraschenden Vorstoß eingenommen haben und verteidigen konnten. Nun sind die europäischen Truppen vielleicht nicht so motiviert und keinesfalls auf die aktuelle Kriegsführung vorbereitet, aber gegen die militärisch und personell überlegene NATO vorzugehen, ist doch nochmal etwas ganz anderes als in die Ukraine einzumarschieren. Selbst wenn es schnell zu einem Waffenstillstand oder zu einer Niederlage der Ukraine käme, wären starke Truppenkontingente noch lange zur Stabilisierung der besetzten Gebiete erforderlich.

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Geheimdienst-Irrsinn: „Wir sind schon im Krieg!“

von Karl Brüning – 15. Oktober 2025

Geht es nach der CDU, sollen russische Flugzeuge bald abgeschossen werden.

Die Chefs von BND, Verfassungsschutz und MAD haben am Montag vor dem Parlamentarischen Kontrollgremium im Bundestag schier unfassbare Aussagen getätigt und heizen damit die Russland-Paranoia weiter an.

Das Märchen der russischen Destabilisierung lässt sich bereits mit einer kurzen Analyse widerlegen: Das PKGr besteht aus Abgeordneten verschiedener Fraktionen und soll die Gesetzeskonformität der Dienste sicherstellen. Die Bundesregierung ist verpflichtet, das Gremium regelmäßig über allgemeine Aktivitäten und bedeutende Vorgänge zu informieren. Die öffentliche Anhörung findet ist gesetzlich einmal jährlich vorgeschrieben.

Panikmache pur

Die „Big Three“ der deutschen Geheimdienste malten ein apokalyptisches Bild. „Deutschland ist nicht im Krieg, aber auch nicht mehr im Frieden“, dozierte Bundesnachrichtendienst (BND) -Präsident Martin Jäger beinah feierlich, als hätte er sein ganzes Leben auf diesen Satz gewartet. Seine Kollegen Sinan Selen vom Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und Martina Rosenberg vom Militärischen Abschirmdienst (MAD) nickten eifrig zu.

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Reagiert Russland auf Tomahawks für Kiew mit auf die USA gerichteten Oreschniks im Fernen Osten?

Von Sergey Vinokurov (Übersetzung: Thomas Röper) – 15. Oktober 2025

Russland könnte auf die Übergabe von Tomahawks an Kiew mit der Stationierung von Oreschnik-Raketen im Fernen Osten reagieren, von wo sie mit ihrer Reichweite die Hälfte des Staatsgebietes der USA erreichen können.

Auf der Seite der Medienholding des russischen Verteidigungsministerium ist ein sehr interessanter Artikel erschienen, der sich mit der Frage der Lieferung von Tomahawk-Raketen an die Ukraine beschäftigt und dabei zwei wichtige Aspekte beleuchtet: Die mögliche Art der Lieferung der Tomahawks an Kiew, zu der er eine ganz neue Variante ins Spiel bringt, und die mögliche russische Reaktion, die in der Stationierung von Oreschnik-Raketen im Fernen Osten bestehen kann. Ich habe den Artikel übersetzt. […]

Von Tschukotka aus deckt das Raketensystem „Oreschnik“ halb Amerika ab

Es ist unwahrscheinlich, dass die Amerikaner das Kiewer Regime mit Tomahawk-Raketen beliefern, wenn sie selbst im Fadenkreuz von Raketen stehen.

Der Feind über dem Ural

Laut der Abteilung für Informationspolitik der Region Swerdlowsk haben die größten Rüstungsunternehmen der Region eine „präventive Reaktion auf eine mögliche Bedrohung durch einen Luftangriff“ eingeführt. Es wurde ein Notfall-Evakuierungsprotokoll für Personal und Bewohner nahegelegener Gebäude entwickelt. Die Bürger wurden vor dem hohen Risiko plötzlicher Internetausfälle gewarnt.

In den meisten Kommentare wird die Maßnahmen auf die hohe Wahrscheinlichkeit massiver ukrainischer Drohnenangriffe im Ural zurückgeführt. Dass das kürzlich technisch möglich geworden ist, wurde durch den unerwarteten feindlichen Drohnenangriff auf Tjumen am Abend des 6. Oktober unterstrichen. Da wurden alle drei Angriffsdrohnen über der Stadt, die etwa 2.000 Kilometer Luftlinie von der nächsten Grenze zum „Land 404“ entfernt liegt, abgeschossen. Aber wer weiß, was der Gegner morgen tut?

Noch weniger Gewissheit herrscht über die Region Swerdlowsk. Sie liegt deutlich westlich von Tjumen und damit deutlich näher an der Ukraine. Daher kommen die im Ural getroffenen Vorsichtsmaßnahmen zur rechten Zeit.

Aber warum redet man in Jekaterinburg nur über die Gefahr von Drohnenangriffen? Es scheint, dass bald eine weitaus mächtigere, zerstörerischere und im Grunde strategische Waffe, Tomahawk-Marschflugkörper amerikanischer Produktion, eine ebenso große Bedrohung für die Region darstellen könnte. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Washington bereits beschlossen hat, diese Waffen an die Ukraine zu liefern. Vielleicht sind die Tomahawks schon da, und wir werden, wie so oft, einfach getäuscht.

Außerdem beträgt die Entfernung von beispielsweise Charkow nach Jekaterinburg Luftlinie nur etwa 1.800 Kilometer, was für die relativ modernen Tomahawks des Blocks IV/V um die Ecke ist, denn ihre angegebene maximale Reichweite beträgt bis zu 2.400 Kilometer.

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Assange-Archiv dokumentiert Wirksamkeit des Protests

Von Moritz Müller – 15. Oktober 2025

Seit einiger Zeit entsteht in Dessau das Julian Assange Archiv. In Zusammenarbeit mit Wikileaks-Gründer Julian Assange und seinem Team werden dort Artefakte gesammelt, die mit seinem Weg vom gefeierten Enthüllungsjournalisten über das Botschaftsasyl und Hochsicherheitsgefängnis zurück in die Freiheit zusammenhängen. Eine zentrale Rolle im Archiv spielt die Protestbewegung, die mithalf, ihn vor einem Lebensende in einem US-Gefängnis zu bewahren. Von Moritz Müller.

Hinter dem Archiv steht ein Verein mit der Vorsitzenden Manja McCade und ihrer Stellvertreterin Carmen Goeddaeus.

Eine sehr kurze Führung durch die Geschichte von Julian Assange

Vor fast genau 19 Jahren, am 4. Oktober 2006, wurde die Enthüllungsplattform Wikileaks von Julian Assange und einigen Weggefährten gegründet. Die Plattform ist so gestaltet, dass man dort anonym Dokumente hochladen kann. Wikileaks publizierte Material über Banken und andere Unternehmen, Regierungen, Korruption, Kriegshandlungen und Verbrechen.

Es wurden Einsatzregeln der US-Armee veröffentlicht und Dokumente über das militärische Vorgehen im Irak und Afghanistan. Das von Wikileaks so betitelte Video „Collateral Murder“ zeigt die Ermordung von zwölf Zivilisten in Bagdad durch die Besatzungen zweier US-Militärhubschrauber. Die US-Armee hatte die Existenz des Videos jahrelang geleugnet. Wikileaks-Redakteur Kristinn Hrafnsson reiste nach Bagdad, um das Video zu verifizieren. Wikileaks berichtete der Weltöffentlichkeit Details über das Gefangenenlager Guantánamo, in dem die Gefangenen Jahre bis Jahrzehnte verbringen, ohne verurteilt worden zu sein.

Julian Assange und Wikileaks wurden als Helden der Pressefreiheit gefeiert und mit Medienpreisen überhäuft. Es setzte aber auch sehr schnell eine unbarmherzige Verfolgung ein. Kreditkartenfirmen sperrten Wikileaks-Konten und entzogen dem Projekt somit die tagtägliche Finanzierung.

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